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ja, liebe Leute,
die Wahl bei der Reifenfrage ist wahrhaft keine leichte Entscheidung, die man nicht ohne etwaige Konsequenzen treffen kann.
Beim letzten Rennen hatte ich schon erwähnt, dass ich mittelfristig gerne zugunsten der einfacheren Vorbereitung komplett auf Moosgummi umstellen möchte. Allerdings möchte ich mir am Raceway doch die Option einbehalten, Autos (oder gar bestimmte Rennen) auch mit PU-Material, das wir bisher fahren, noch benutzen zu können.

Warum wechseln?

Nun, wie sich mittlerweile herum gesprochen hat, sind die Räumlichkeiten des SRC-Kassel zum März aufgegeben worden, die Bahn wird verkauft oder abgebaut, sodaß wir dort keine weiteren Rennen mehr fahren werden.
Da wir aber mit der DTM DTSW und auch bei weiteren Rennserien auch auf Moosgummi setzen möchten, muss die Möglichkeit gegeben sein, die Bahnen auch im Mischbetrieb betreiben zu können.
KNOBI vom CRC hat sich bereit erklärt, die weiteren Rennen auf Moosgummi auszurichten, auch bei ihm wird momentan Moosgummi-Grip aufgefahren.
Auch bei SFF wird schon seit geraumer Zeit Moosgummi gefahren. Damit bietet sich auch die Option, dass man als Teilnehmer einer Rennserie mal ein Auto haben könnte, dass auf ALLEN Bahnen reglementskonform wäre.
Auch hat sich bei der Korrespondenz mit UWE gezeigt, dass ein ähnliches Thema am Hoe-Ring schon zur Diskussion stand, somit halte ich es an der Zeit, darüber einen Bericht zu schreiben.
Mal eben umstellen lässt sich aus vielen Gründen nicht ohne Weiteres realisieren, auch im Gespräch mit BERNIE wird der Umstieg auf Moosis einige Probleme mitsch bringen, Argumente, die man nicht unbeachtet liegen lassen sollte.

Die Fakten: 

 

Moosgummi (z.b. Scaleauto ProComp 3 )

Vorteile Mossgummi:

  1. fertig konfektionierte Reifen auf Felgen
  2. schnelle Vorbereitungszeit beim Bau eines Autos (z.b. beim Aufsetzen)
  3. wenig Know How bei der Reifenvorbereitung notwendig*
  4. opitsch ansprechend (mehr scale)
  5. weiches „Rollgefühl“

Nachteile Moosgummi

  1. Reifen müssen nach einiger Standzeit aufgefrischt werden
  2. die Performance von Moosgummi lässt sich mit „Mittelchen“ beeinflussen
  3. bedingt durch Punkt 1. und 2. wird Öl und Chemie auf die Bahn gefahren
  4. bei falscher Lagerung können Verformungen den Reifen unbrauchbar machen (Standplatten)

PUR-Reifen (Polyurethane)

Vorteile PUR-Reifen:

  1. Reifen ist auch noch nach Jahren ohne „Aktivierungsmittel“ einsatzbereit
  2. resistent gegen Chemie
  3. hinterlässt keine maßgeblich sichtbaren Spuren
  4. hohe Standzeiten bzg. Reifenverschleiß
  5. formstabil, keine „Standplatten“

 

Nachteile PUR-Reifen:

  1. Hoher Montageaufwand durch das Verkleben, Schleifen und Polieren
  2. erfordert sehr gute Kenntnisse bzgl. des Reifenschliffs
  3. für gute Performance müssen bei modernen Autos kleinere Felgen, als beim Vorbild benutzt und damit optische Kompromisse geschlossen werden.

*= lt. BERNIE nicht uneingeschränkt gültig!

Neben der plumpen Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile muss man natürlcih auch die Gewichtigkeit der einzelenen Punkte beachten.
Insbesondere liegt mir die Annäherung einer „Chancengleichheit“ immer am Herzen, denn gerade, was den Reifenschliff anbelangt, gibt es insbesondere bei den PUR-Reifen größere Anforderungen an den Konstrukteur, als es vermutlich bei den Moosgummireifen der Fall ist.
BERNIE ist da nicht unbedingt der selben Meinung, denn nach seiner Erfahrung spielt auch bei Moosgummi der Schliff eine Rolle, auch wenn nicht ganz so essenziell, wie das bei PUR sein dürfte.

Chancengleichheit ist somit auch erst einmal zu definieren, denn wenn jeder Fahrer auf das selbe Material zurückgreifen kann, ist im Prinzip diese Direktive erfüllt.
Auf der anderen Seite steht das gewisse Kow How – dem Wissen, wie die Komponenten richtig zusammengesetzt und bearbeitet werden, damit man ein bestmöglichstes Ergebnis erhällt.
Somit wäre neben dem fahrerischen Talent auch ein großes Maß an Erfahrung notwendig, die in unseren Reihen eher seltener anzutreffen ist. Ein Großteil der Starter nimmt das Hobby nicht so genau und fummelt sich durch die Abstimmung. Im Vordergrund steht immernoch der Spass und damit ist in erster Linie das reine Fahren gemeint.

Und genau hier wollte ich den Hebel ansetzen: Die Rennen auch für Neueinsteiger „dichter“ machen durch weniger technische Skills, die der Pilot haben muss, um ein gutes Ergebnis zu erfahren.
Reifen tragen einen sehr großen Anteil an der Performance eines Autos bei, demnach liegt die Überlegung nahe, hier mehr Chancengleichheit durch Vereinfachung beizuführen.
Eine derartige Entscheidung trifft natürlich nicht bei Jedem Pilot ins Schwarze, da der Wettbewerb im Grunde schon bei der Konstruktion beginnt.
Durch eine, nennen wir es „Egalisierung“ wird der Vorteil einiger Piloten, die auf der Erfahrung beim Reifen vorbereiten beruhen, zunichte gemacht.
Ich glaube aber, dass wir in Slothessisch Sibierien damit keine Probleme haben werden, denn es bleibt neben den zukünftig entfallenden Reifenschleiforgien (O-Ton ALEX) immernoch genug Spielraum am Chassis und der angebauten Komponenten.

…und warum machen wir das dann nicht einfach?

Weil wir zum einen noch Rennserien mit PUR fahren, die wir in jedem Fall auch so zu Ende bringen und weil ich im Sommer festgestellt habe, das der von mir gewünschte Mischbetrieb vermutlich nicht ohne den Verzicht von Hilfsmitteln (Glue auf der Bahn) vonstatten gehen kann.

Für Diejenigen, die mit Glue nichts anfangen können:

  • Glue ist ein Hilfsmittel, das bei schlechtem/unzureichendem Grip auf die Bahn mit Waschbenzin in Kurven verdünnt aufgesprüht wird.
  • Glue kann bei zu konzentrierter Anwendung zur Folge haben, dass die Auto nicht mehr ausbrechen, wenn man sie überfährt, stattdessen schlägt man unsanft und plötzlich in der Bande ein.
  • Glue erfordert regelmäßigen Bahnbetrieb, weil er eine Art Honig auf der Bahn hinterlässt, der natürlich auch Staub und Dreck  anzieht.
  • Glue unterbindet bei PUR das typische Staubbild im Auto, den der Reifenabrieb hinterlässt
  • Glue muss nicht vor jedem Rennen aufgetragen werden, es erfordert aber eine regelmäßige Bahn- und Litzenpflege
  • Glue kommt aus der Slotracing-Szene, bei der extrem niedrige Rundenumlaufzeiten (bis zu 1.5 Sekunden pro Umlauf an einer 50 Meter Bahn!) mit sogenannten „Wing-Cars“ erreicht werden. Diese „Autos“ haben mit unserer Art von Slotracing nur noch die Art des Stromabgriffs gemeinsam.
  • Glue egalisiert unterschiedliche Reifentypen im Gripniveau, der Vorteil der sogen. Tech-Skills schrumpft.
  • Glue will der MAXX eigentlich nicht benutzen, weil es die Bahn einsaut und er nicht auch noch diese Aufgabe haben möchte, den Raceway regelmäßig intensiv zu reinigen!

UWE hat sich kurzentschlossen dazu bereit erklärt, diesen Wechsel (natürlich OHNE Glue) selbst durchzuführen. Für ihn als Rennserienteilnehmer am Ra-Do-raceway ist es natürlich wichtig, dass auch er auf seiner Bahn mit entsprechendem Material unterwegs ist, seine Jungs haben aber schon den Wunsch geäußert, auf Moosis umzusteigen, um eben die Vorbereitung eines Autos zu minimiren.
Gesagt getan >>HIER<< ist UWES erster Bericht zu diesem Wechsel. Dieses wird wohl zu einer Entscheidungshilfe am Ra-Do-Raceway in den nächsten Monaten beitragen.

Nach UWES ersten Erfahrungen zeigt sich, dass auch er die selben Erkenntnisse bezgl. notwendigen Hilfsmitteln (braid conditioner) gemacht hat.
Wenn der Grip in vollem Umfang aufgefahren sein wird, wird sich zeigen, was passiert, wenn man dann den Aktivator weg lässt und dazu noch mit PUR die Bahn befährt….warten wir es ab.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass eine Vereinfachung der Vorbereitung der Räder durch Moosis zwar wünschenswert ist, dieses aber nicht zu Lasten des Bahngrips gehen darf.
Ein Test mit anschließendem Reinigen der Spuren hätte zur Folge, dass der aufgefahrene PUR-Belag dabei auch verloren ginge – so passiert, nachdem ich in der Sommerpause Spur 1 und Spur 2 vom öligen Abrieb des Moosgummi-Tests befreit habe.
Demnach sollten wir genau überlegen, was wir tun, es wäre schade um den ansich guten Grip der Raceways, den sie mittlerweile hat!

Auch hier spielte der Reifen und das fahrerische Talent eine lebenswichtige Rolle: Überrascht

Alt, aber es zollt mir immernoch ein Höchstmaß an Respekt ab!