Ein Start, der Lust auf mehr macht…

dscf6355_400Bedenkt man, wie viel Jahre vergehen mussten, um eine Kasseler Slotracingmeisterschaft auf verschiedenen Rennstrecken Wahrheit werden zu lassen, war eine gewisse Skepsis im Vorfeld durchaus spürbar. Unterschiedlichste Gruppentraditionen waren unter einen Hut zu bringen und gemeinsame Termine mussten gefunden werden. Doch alle denkbaren Befürchtungen waren völlig unbegründet, denn mit der Wahl des 9. September traf man zu Beginn gleich voll ins Schwarze; die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel und entspannte damit die Raumsituation an der Dahlheimer Piste erheblich.

Für die Truppe aus dem südlichsten Ort Niedersachsens war der Renntag nicht wirklich optimal, da gut die Hälfte der Startinteressenten selbst passen musste. dscf6363_400Die gewaltige Zahl der „Gaststarter“ glich diesen Nachteil jedoch mehr als aus. Besonders die mit 8 Startern angetretene Truppe des Ra-Do-Raceway sorgte dafür, dass man zum Beginn der technischen Kontrolle ein fast vollständig gefülltes Starterfeld vermelden konnte. Insoweit hatte die „Dahlheimer Zurückhaltung“ auch ihr Gutes – der Kelch der frustrierenden Vorqualifikation ging gerade noch an uns vorbei. Man muss jedoch kein Prophet sein, um voraussagen zu können, dass spätestens im November auf der Piste des Ra-Do-Raceway die Situation eine andere sein wird – bei „nur“ 20 Startplätzen wird die Qualifikation dann mit Sicherheit zur beispiellosen Zitterpartie für viele Piloten werden.

Sieht man von einem „übersehenen“ Serienmagneten ab (der Autor gelobt in Zukunft Besserung), blieb die technische Abnahme ohne Überraschungen. Zwischen 80 und 92 Gramm wogen die Modelle und rollten auf verschiedenen PU-Reifen, wobei während des Rennens keine spezifischen Sortenvorteile und -nachteile ausgemacht werden konnten.

Die Mehrzahl der Piloten vertraute auf den Porsche 956 in der Langheckkonfiguration – zu eindeutig waren die allgegenwärtigen Tipps im Vorfeld. Dass die beiden besten Plätze gerade nicht von eben diesem Modell belegt wurden, lässt jedoch Zweifel an den vermeintlichen Empfehlungen zu.

Für viele Piloten war der Einsatz eines GruppeC-Prototypen völliges Neuland. Weder die Mannschaft des SRC-Kassel noch die Dahlheimer konnten auf große Erfahrungen zurückgreifen. So wurde das Setup eher aus dem Bauch heraus angelegt – zum Nachteil der möglichen Performance. Viele Modelle waren deutlich zu nervös im Leitkielbereich – ein Lapsus, der auf der eher welligen Scalextricpiste bitter bezahlt werden musste (oh Mann, was bin ich ein Depp…). dscf6328_400

Dass die Hausherren und die mit Erfahrung ausgestatteten Gäste trotz allem das Qualifying dominieren würden, war keine Überraschung, zu eindeutig waren die Streckenkenntnisvorteile. Allerdings wird dieser Umstand im Lauf des Championats naturgemäß jedem Veranstalter in die Karten spielen.

Eine Ausnahme stellten jedoch die Qualifyingergebnisse von Marcus Mühlhans (Platz 5) und, wenn auch abgeschwächt, Stefan Hempel (Platz 10) dar. Beide waren zum ersten Mal vor Ort und waren schneller als der Hausherr unterwegs – Respekt!

Sensationell war darüber hinaus der Qualifyingauftritt von Joshua Knobloch. Der jüngste Pilot des Starterfeldes brachte das Kunststück fertig, sich mit Position 16 für das zweite Rennen zu qualifizieren.

Sicherlich unerwartet war auch für Knut Baden das Gefühl, deutlich vor den arrivierten Clubkameraden klassiert zu sein. Platz 12 bedeutete ebenfalls Startrecht in Gruppe 2, ein Ziel, das Wolfgang Landgrebe und Jörg Wilde verfehlen sollten – that´s racing!dscf6367_400

Dirk Fuhrmann war nach dem Training sicherlich einigermaßen genervt. Obwohl er die Strecke kannte, wollte einfach nichts laufen. Ein ernüchternder 20. Platz ließ jedoch Spielraum für viel Steigerungspotential. Die drei letzten Plätze des Trainings wurden mit Fahrzeiten vergeben, welche die 6,999-Sekundenmarke überschritten. Alle drei Piloten konnten sich im späteren Rennverlauf jedoch steigern und ließen damit einen deutlichen Lernfortschritt erkennen.

Auf den ersten drei Plätzen standen mit Sascha Rüppel, Werner Tögel und Matthias Hopf drei Dahlheimer Piloten, die auf unterschiedliche Modelle setzten. Je ein Porsche 956, 962 und Mercedes C9 bewiesen damit eindrucksvoll, dass das technische Konzept von Slot.it offensichtlich Siegesfahrten mit jedem Modell zulässt. Dass Sascha Rüppel sein Trainingsergebnis im Rennen dann jedoch nicht würde umsetzen können, ließ sich nach dem Verlauf der Qualifyingminute schon erahnen. Der Porsche war fraglos sauschnell unterwegs, aber genauso oft neben dem Slot präsent – nicht nur das vorausgegangene Indiekonzert des Vorabends mit seinen „Nebenwirkungen“ sollte ihn noch ein- und überholen.

dscf6378_400Die bereits angesprochene Leitkielnervosität sorgte bei den Rennen dafür, dass in den beiden ersten Gruppen kein richtiger Rennrhythmus entstehen wollte. Entsprechend häufig mussten die Turns unterbrochen werden und die gezeigten Leistungen blieben damit zwangsläufig deutlich hinter denen der Spitzengruppe zurück. Verstärkt wurde dieser Umstand zusätzlich durch die Aversion der fünften Spur gegen elektronische Geschwindigkeitsregler. Die beiden ersten „Versuchskaninchen“ waren hier Jörg Wilde und Wolfgang Landgrebe, die mal „eben“ 10 bzw. 5 Runden einbüßten. Sieht man sich das tatsächliche Weitenresultat der beiden an, erkennt man schnell, dass sich die Punktesituation des SRC Kassel am Ende des Renntages bedeutend eindrucksvoller hätte darstellen können.

Im Vergleich zum Qualifyingergebnis verbesserten sich mit Ausnahme eines Piloten alle Fahrer, die zuerst das Rennen aufnehmen mussten. Auch Wolfgang Jodat konnte sich vom letzten Platz vorarbeiten und eine Weite erzielen, die in den letzten Jahren in Dahlheim viele Premierenstarter verfehlten.

Dirk Fuhrmanns Rennergebnis endete versöhnlicher als sein Qualifyingauftritt – ein fader Beigeschmack blieb jedoch trotzdem zurück: Als Gesamtwertungselfter verfehlte er die Punkteränge nur knapp.

Joshua Knobloch verzweifelte in seinem Rennen innerhalb der zweiten Startgruppe zusehends an dem unberechenbaren Fahrverhalten des Canon 956. Insoweit war die 23. Position am Ende sicherlich undankbar und auch unnötig. Seltsamerweise lösten sich die Leitkiele der ersten (weißen) Serie auf der Scalextricbahn geradezu auf. Offensichtlich war der verwendete Kunststoff deutlich spröder als der seiner Nachfolger.

Eine überraschende Erkenntnis lieferte Knut Baden vom SRC Kassel. dscf6368_400Seine schnellste Runde zeigte er just mit dem notwendigen analogen Austauschregler auf Spur 5 – seine elektro-nischen Zeiten auf den übrigen sieben Spuren waren allesamt, teilweise deutlich, langsamer.

Der Toplauf verdiente sich dieses Etikett mit Nachdruck, wobei man auch hier feststellen musste, dass längst nicht alle Modelle „richtig“ rund liefen. Marc Martins 956 vermisste den notwendigen Biss und fiel in der Gesamtwertung auf Platz 10 zurück.

Dirk Witzel verzweifelte auf Spur 1 an einem unberechenbaren Fahrverhalten (nur 21 Runden), was ihn letztlich Gesamtwertungsplatz 4 kosten sollte.

dscf6395_400Der wurde hingegen von Marcus Mühlhans belegt. Die Favoritenbürde für die laufende Meisterschaft lastet damit auf seinen Schultern, da er alle anderen Strecken kennt und insbesondere in Deute eine „Macht“ darstellt (auch wenn Maxx das gar nicht gerne liest…).

Aus dem Toptrio fiel Sascha Rüppel, nicht ganz unerwartet (s.o.), heraus. Uwe Hain zeigte jedoch, dass er immer für einen Sieg in Dahlheim gut ist, sofern das Material stimmt.

Ganz vorn entschieden am Ende 7 Meter über den Sieger und den besten Verlierer. Werner Tögel setzte seinen „Taisan“ 962 an die Spitze; Matthias Hopf machte mit seinem „Kouros“ C9 letztlich einen Fehler zu viel.

Der Boden für eine erfolgreiche und kurzweilig Meisterschaft ist damit bereitet. Man darf gespannt sein, wie die Rennen sich entwickeln, wenn weitere Toppiloten in den Kampf mit eingreifen, stellvertretend seien hier nur Fred König vom SRC Kassel oder Micha Schade von den Dahlheimer Rennbahnfreunden genannt. Ein resümierender Rückblick mit einem Ausblick für 2007 wird am Ende in der COL wohl fällig werden…

 

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Alex