Heute komme ich in den Genuss, ein neu konstruiertes Chassis aus der nordhessischen Slotracing-Landschaft testen zu dürfen.
Das vorliegende Chassis ist für den Einsatz eines Mini-Z Racers vorgesehen und wartet mit Vorder- und Hinterachsfederung auf, die über Federn abgestimmt werden kann.
Der Trend zu vollgefederten Chassis ist schon seit einiger Zeit im vollen Gange, aber was bringt es im Vergleich zu den Std.-Chassis mit reiner Vorderachs-Federung wirklich?  Oft schreckt der doch sehr komplexe Aufbau und die komplizierte Abstimmung ab, das MJ-Chassis kommt hingegen sehr aufgeräumt und übersichtlich rüber. Ob dem auch so ist, soll dieser Praxistest zeigen.
Ausstattung:
 
  • CNC gefräste Messinggrundplatte mit gefedertem Aluminiumträger für die Hinterachse (der Carbonträger auf dem Bild gehörte noch zur Vorserie und nimmt die Abwärme des Motors nicht auf) 
  •  CNC-gefräster GfK – Vorderbau, Karosserieträger und Leitkielaufnahme.
  • CNC gefräster Motorhalter für 13d Motoren.
  • Sämtliche Schrauben, Scheiben, Feldern und Hülsen, die für den Zusammenbau benötigt werden.. 
Durch die variable Räderkonfektionierung müssen die Achsböcke allerdings in entsprechender Größe zugekauft werden, zu denen ich nichts weiter schreiben möchte, da sie nicht Bestandteil des Chassis sind. Der Bohrungsabstand wurde auf die oft benutzten PLAFIT Achsböcke abgestimmt, sodass man hier keine Schwierigkeiten bei der Bestellung passender Achsaufnmen haben dürfte; AKSPIELE ist damit bestens ausgestattet. 
Besonders erwähnenswert ist der speziell gefräste Motorhalter, der sehr präzise und winklig auf dem ebenfalls gefrästen hinteren Federelement sitzt. Er kann mit zwei Schrauben auf der Grundplatte fixiert werden, was ein zusätzliches Gegenlager überflüssig macht.
Zusammenbau:

   

   
Neben der Teiletüte enthält das Set eine Zusammenbauanleitung in Bilderform. Eine tolle Sache für diejenigen, die mit der Montage eines Metallchassis nicht viel Erfahrung haben.
Ansonsten gestaltet sich die Montage quasi selbsterklärend. Alle Teile sind mit hoher Präzision gefertigt, es entfällt komplett das lästige Nacharbeiten, was man bei fast allen Chassis machen muss. Alle Elemente sind gerade, winklig und sehr gut entgratet, sodass ein sofortiger Zusammenbau erfolgen kann. Die beigepackten Edelstahlschrauben werden mittels einem Torx TX6 Schraubendreher  montiert. Für die Motorhaltermontage wird ein 4,5er Gabelschlüssel benötigt, da die Schrauben von unten durch das Chassis gesteckt und mit Müttern von oben befestigt werden. Dieses ist zwar etwas fummelig für die präzise Einstellung des Getriebes, aber im Grunde ohne große Schwierigkeiten zu bewerkstelligen. Zudem verhindert es das Überdrehen des Gewindes in der Grundplatte.
 
 

Bei einem vollgefederten Chassis muss man sich zwei Dinge zu Herzen nehmen: bei der Fahrwerksabstimmung bzw. der Montage ist zwingend darauf zu achten, dass die vorderen Federn nicht zu weich sind. Die Hinterachsfederung muss in jedem Fall weicher sein, als vorne, um das Aufsetzen in langen Kurven an der Motorplatte zu vermeiden.
Der Hersteller MJ hat insbesondere für den MAZDA 787B Karosseriehalter im Angebot, die bereits auf die Innenkontur dieses Mini-Z Deckels angepasst sind. In meinem Fall habe ich die beigepackten Halter auf die Karosserie des Ferrari Enzo anpassen müssen, bzw. habe ich Schaumstoffklötze zum Verkleben benutzt.
 
 

Beim Aufsetzen muss man – wie bei allen Chassis das der Fall ist – den Wackel durch Unterlegescheiben stilllegen, um die Träger nicht beim Verkleben zu verkanten. Zusätzlich muss man natürlich die Hinterachse ebenfalls an der Platte gegen Einfedern sichern, denn ansonsten sitzt die Karosserie nicht korrekt auf dem Chassis.
   
   

Durch die gefederte Hinterachse muss man, wie bei allen hinterachs-gefederten Chassis die Karosserie um ca. einen Millimeter höher einlegen, als man das bei einem Std.-Chassis macht. Damit ist sichergestellt, dass die hinteren Räder nirgends anlaufen. 
 
 

Aufgrund des recht knappen Platzes zwischen der Bodenplatte und des Karosseriehalters sollte man eine Unterlegscheibe an den Befestigungspunkten zwischen packen, ansonsten bekommt man die Karosserie nicht schnell abgenommen, da die Schrauben beim Lösen auf der Grundplatte aufsitzen und der Kunststoffkaroträger hochgedrückt wird. Alternativ kann man natürlich auch die Löcher für den Torx-Dreher in der Grundplatte auch etwas stärker ansenken, damit die Schrauben mehr Platz haben.
Hier kommen wir zu einem wichtigen Punkt: der Enzo ist extrem schmal auf der Vorderachse, von daher sollten nur sehr dünne Achsdistanzen für die Vorderachse gewählt werden. Andernfalls stehen die Räder vorne über die Karosserie.
Dieses ist aber nur beim Enzo der Fall. Sogar ein kleiner McLaren F1 kann ohne diese Problematik verklebt werden.
Test auf der Holzbahn
Nach dem verkleben von Karosserie und Chassis ging’s auf die Piste zum Testen. Als Vergleich diente ein ungefedertes Werkschassis, welches schon ein hervorragendes Handling aufweist.
Doch schon die ersten Runden ohne Feinabstimmung zeigten, welches Potential das MJ Chassis aufweist. Das Auto ist kaum noch aus der Spur zu werfen, hohe Kurvengeschwindigkeiten sind kein Problem und auch enge Kurven nimmt das Chassis leichter, als gewohnt.
Alternativ habe ich drei weitere Chassis auf einem Gruppe C Deckel – allesamt Mini-Z Mazda 787b getestet und stelle auch hier fest, dass die Autos ungeheuer sicher im Handling sind. Der Grenzbereich wandert weit nach oben, was dann in einem plötzlichen Abflug enden kann, wenn man die Grenze überschreitet.
   
Also habe ich weiter getestet mit unterschiedlichen Abstimmungen in der Federhärte und bei der Trimmung. Dabei stellte sich folgendes heraus: für kleine und enge Kurse sollte man bei dem Mazda 787b etwa 5 Gramm auf die Vorderachse (rechts und links ca. 2,5 Gramm) packen, um das plötzliche Deslotten beim Übertreiben zu minimieren. Bei der Ferrari Enzo Variante kommt das Chassis aber ohne jedwede Modifikation aus, es läuft unglaublich sicher um den Kurs. 
   

Wichtig ist, dass der Freigang der Hinterräder auch im eingefederten Zustand gewährleistet ist, hier muss man erst einmal dran gewöhnen, wenn man nur starre Chassis an der Hinterachse gewöhnt ist.
Fazit:
Unterm Strich ist das MJ Chassis ein ganz hervorragendes Fahrwerk, was durch hohe Präzision und Performance echte Benchmarks bei den Rundenzeiten setzt. Zudem ist es auch für Anfänger bestens geeignet, da der Zusammenbau kein Problem darstellt und die Fahreigenschaften den Piloten auf Anhieb zu deutlich verbesserten Rundenzeiten verhelfen.
Das Handling kommt besonders denjenigen zugute, die mit dem Abstimmen eines Metallchassis und dem nachträglichen Richten der Bauelemente Probleme haben. Es ist wirklich einfach zu montieren und erfordert keinerlei Nacharbeiten. Gleichzeitig erhält man ein performantes Chassis „aus der Tüte“.
Wer ein absolut konkurrenzfähigen Mini-Z bauen will, wird von diesem Chassis begeistert sein, zumal der Preis von knapp 90 € bei AKSPIELE für ein vollgefedertes Fahrwerk vollkommen gerechtfertigt ist. Präzision, Funktionalität und Ausstattung sind vorbildlich und bei vergleichbaren Chassis schwerlich zu finden!
MAXX